Krumbach im Bregenzerwald – Geschichte einer besonderen Gemeinde
Die Geschichte Krumbachs beginnt bereits im 13. Jahrhundert – eingebettet in eine eindrucksvolle Kulturlandschaft, die geprägt ist von bäuerlicher Siedlungsstruktur, tief verwurzeltem Gemeinschaftssinn und einer besonderen Verbindung zur Natur.
Erste Erwähnung: 1249 – Krumbach unter päpstlichem Schutz
Die erste urkundliche Erwähnung Krumbachs findet sich in einem historischen Dokument aus dem Jahr 1249: Papst Innozenz IV. stellte am 17. September in Lyon eine Schutzurkunde für das Benediktinerkloster Mehrerau (heute bei Bregenz) aus. Darin werden insgesamt 65 Orte namentlich genannt, die unter den besonderen Schutz des Papstes gestellt wurden – darunter auch Crumpach, wie Krumbach damals geschrieben wurde. Dieses Schriftstück stellt den ältesten bekannten Nachweis für die Existenz der Gemeinde dar und verweist auf eine enge Verbindung zur kirchlichen Entwicklung der Region.
Habsburgische Zeit und kirchliche Selbstständigkeit
Nach der Eroberung durch die Habsburger im Jahr 1278 gehörte Krumbach zum habsburgischen Machtbereich. Die Verwaltung wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zwischen Tirol und Vorderösterreich, dessen Zentrum sich in Freiburg im Breisgau befand. Diese wechselhafte Verwaltung prägte die Region und formte ein starkes Selbstverständnis der Bevölkerung, das bis heute spürbar ist.
Im kirchlichen Bereich markiert das Jahr 1490 einen Meilenstein: Eine Kapelle zu Ehren des heiligen Martin wurde geweiht. Über die Jahrhunderte wuchs Krumbach auch spirituell zusammen – bis es im Jahr 1648 zur selbstständigen Pfarrei erhoben wurde. Die Kirche St. Martin ist bis heute ein zentrales Wahrzeichen und Ort der Begegnung für die Gemeinde.
Der „Krumbacher Weiberaufstand“ von 1807
Ein bemerkenswertes Kapitel in der Ortsgeschichte stellt der sogenannte „Krumbacher Weiberaufstand“ dar. Im Zuge der bayerischen Herrschaft über Vorarlberg – die nach dem Frieden von Pressburg (1805) entstand – kam es zu Unmut über neue Abgaben und Maßnahmen. Im Jahr 1807 leisteten Krumbacher Frauen energischen Widerstand gegen die Obrigkeit. Der bayerische Generalkommissär Karl Ernst von Gravenreuth reagierte zunächst mit Härte, setzte sich aber später für die Begnadigung der Beteiligten ein. Der Vorfall ist bis heute ein eindrucksvolles Zeugnis für den Mut und die Entschlossenheit der Krumbacher Bevölkerung.
Rückkehr zu Österreich und Gründung Vorarlbergs
Nach dem Sturz Napoleons fiel Krumbach 1814 wieder an Österreich zurück. Die politische Neuordnung der Monarchie führte zur Gründung des Bundeslandes Vorarlberg im Jahr 1861, dem Krumbach seither als eigenständige Gemeinde angehört. In dieser Zeit entwickelte sich das Dorf langsam, aber stetig weiter – getragen von Landwirtschaft, Handwerk und dem Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.
Eisenbahn, Besatzungszeit und Aufbruch in die Moderne
Ein Meilenstein der Infrastruktur war die Anbindung an die Bregenzerwaldbahn im Jahr 1902. Obwohl der Bahnhof rund acht Kilometer entfernt lag – in der Bregenzerachschlucht bei Langenegg – wurde er 1904 offiziell in Langenegg-Krumbach umbenannt. Dies war Ausdruck der wachsenden Bedeutung der Gemeinde im regionalen Kontext. Der Bahnanschluss blieb bis 1983 bestehen und ist bis heute ein nostalgisch verklärtes Symbol für die frühindustrielle Entwicklung des Bregenzerwaldes.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Krumbach – wie ganz Vorarlberg – von 1945 bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Umstände prägten Zusammenhalt und Aufbauwille die Nachkriegsjahre. In den Folgejahrzehnten setzte ein behutsamer Strukturwandel ein, der Krumbach schrittweise modernisierte, ohne die gewachsene Identität zu verlieren.
Krumbach heute – innovativ, traditionsbewusst und weltoffen
Heute steht Krumbach für eine erfolgreiche Verbindung von Tradition und Innovation. Bekannt wurde die Gemeinde auch international durch das Architekturprojekt BUS:STOP Krumbach, bei dem 2014 namhafte Architekt:innen aus aller Welt gemeinsam mit lokalen Handwerker:innen sieben einzigartige Bushaltestellen gestalteten – ein beispielhaftes Projekt für den kreativen Umgang mit ländlichem Raum und Handwerkskultur.
Die Gemeinde engagiert sich für nachhaltige Entwicklung, sanften Tourismus, ökologische Landwirtschaft und Kulturerhalt – und ist dabei tief verwurzelt in ihrer Geschichte. Ob in der lebendigen Pfarrei, beim aktiven Vereinsleben oder bei traditionellen Festen – der Stolz auf die Herkunft und die Gemeinschaft ist in Krumbach nach wie vor gelebter Alltag.