Moorsitze

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An insgesamt 14 Standpunkten zwischen Ortskern und Roßbad laden einfache Moorsitze zur Betrachtung von Mooren und Landschaften ein.

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Geologie & Geomorphologie
Krumbach liegt in der geologischen Zone mit angepresster und abgeschürfter Molasse. Die verhältnismäßig weichen Weissach- und Steigbachschichten wurden während und zwischen den Eiszeiten von Eis und Wasser stark ausgeräumt und teilweise abgetragen. Tobel und Schluchten wurden ausgehobelt. Daneben entstanden auf Sandstein und Konglomerat markante Rücken, Hügel und Terrassen. Glaziale und subglaziale Formen prägen das Landschaftsbild in Krumbach bis heute. Verstreut liegende Moore sind Folgen eiszeitlicher und nacheiszeitlicher Entwicklungsprozesse. Die Elemente der Natur- und Kulturlandschaft orientieren sich in ihrer Anordnung am Wechsel der Oberflächenformen. Waldvegetation stockt auf den sanft modellierten Kuppen und Kanten. Wiesen, Streue und Streuobstwiesen wechseln sich dazwischen ab. Die weilerartige Siedlungsstruktur von Krumbach findet ihren Kern im geologischen Zentrum zwischen den Talformationen des Vorderen Bregenzerwaldes.

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Landschaftsarchive
Will man mehr über die Geschichte von Krumbach erfahren, so führen die Recherchen ins Moor. Untersucht man die verschiedenen Torfschichten, so findet man konservierte Wurzel- und Sprossteile verschiedener Pflanzenarten. Dies gibt Aufschluss über die Vegetation der vergangenen Jahrtausende. Es gilt hier die Faustregel, dass ein Hochmoor in 1000 Jahren ca. 1 m hoch „wächst“. Graben wir in Krumbach zwei Meter tief, so versinken wir ins Studium der Pflanzenwelt vor rund 3000 Jahren. Wissenschaftlicher ist die Untersuchung von Pflanzenpollen im Moor. Das Wachstum der Moore in Krumbach begann nach dem Rückzug der Gletscher seit den letzten Eiszeiten vor ca. 10.000 Jahren. Mit jedem Tiefenmeter Torf können über die Untersuchung der erhaltenen Pollen die Landschafts- und Kulturgeschichte der Gemeinde dokumentiert werden. Jeder Meter Torf in Krumbach ist demnach ein prähistorisches sowie historisches Archiv; frei zugänglich und doch sicher in der Landschaft. Feipl

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Nagelfluh
Als Nagelfluh werden die verfestigten Schotter in der Molassezone bezeichnet. Es gibt verschiedene Interpretationen zum Ursprung der Bezeichnung Nagelfluh. Zum Beispiel sollen die gut gerundeten Schotter aus ihrer Grundmasse wie Nagelköpfe herausragen. Im Allgäu spricht man über die Nagelfluh auch vom „Herrgottsbeton“. Am nahen Pfänderstock, in der aufgerichteten Molasse, kommen Aufschlüsse von Nagelfluh häufiger vor. In Krumbach tritt der „Naturbeton“ nur selten ohne Bewuchs an die Oberfläche. Die Spurensicherung beginnt mit Beobachtungen zu Vegetation und Oberflächenformen. Vielfach deuten Waldinseln auf Rücken oder im Bereich von Hangversteilungen auf Nagelfluh im Untergrund. Dort bildet diese Gesteinsart eine vergleichsweise geringmächtige Schicht mit humosem Oberboden aus. Bedingt durch den Anteil an weichen, feinkörnigen Sedimenten sowie der leicht löslichen Kittsubstanz dazwischen, neigen die Standorte zur Verkarstung. So sind insbesondere die Nagelfluhzonen in Krumbach von Waldrodung bis heute kaum betroffen. Statt der aufwändigen Kultur von Grünland und früher auch Ackerbau, beschränkte sich der Mensch solchen Orts bislang auf die forstliche Nutzung. Aufgrund der guten Entwässerung im Untergrund finden sich auf den Nagelfluhvorkommen in Krumbach auch keine Moorbiotope.

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Kreßbad
Gelegenheit zum Waschen, Baden, Trinken und Heilen bot das Quellwasser des Kreßbades. Der Name Kreßbad könnte vom Vorkommen der Brunnenkresse (Nasturtium officinale) abgeleitet worden sein, welche nach wie vor entlang der Gräben und um die Quelle wächst. 1807 wurde der Badebetrieb mit einer Badehütte und einem kleinen Gasthaus begonnen. 1830 wurde im Bäderhandbuch das Kreßbad als kalische Schwefelquelle gegen chronische Ausschläge und veraltete Geschwüre vermerkt. Bereits im Urkataster von 1857 ist das Kreßbad mit seinem Moor und den umliegenden Torfstichen vermerkt. Landschaftlich interessant liest sich der Wechsel vom bewaldeten Nagelfluhrücken zum baumfreien Übergangsmoor nordöstlich der Quelle. Es entstand auf wasserdichtenden Moräneschichten. Der Moorkörper wölbt sich über die entwässerten und intensiver genutzten Flächen im Umfeld auf. Bereichsweise sind auch Spuren historischen Torfabbaus im Gelände ablesbar. Das Kreßbadmoor nahe derQuelle hebt sich deutlich von den umliegenden Oberflächenformen ab. Im Kataster von 1857 istdas Moor noch in weitläufiger Ausdehnung dokumentiert. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts gingen große Bereiche davon verloren. Zuerst als Torfstiche genutzt wurden die Flächen schließlich als Grünland kultiviert. Die intakten Niedermoorflächen um das Kreßbad sind reich an farbenfrohen Blütenpflanzen. Aufgrund der hohen Wassersättigung des Bodens erwärmt sich dieser nur langsam. Deshalb entwickelt sich die Vegetation hier erst spät im Frühjahr. Es bedarf einiger Geduld, ehe man im August die dunkel-azurblauen Blüten des Schwalbenwurzenzians (Gentiana asclepiadea) entdeckt.

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Salgenreute
Mit einer Größe von rund 5 ha ist Salgenreute das größte Moorbiotop in Krumbach. Vom Wüstegraben bis zur Parzelle Au erstreckt sich der Moorkomplex mit einem weiten Spektrum an Arten und Pflanzengesellschaften. Salgenreute erzählt die Landschaftsgeschichte seit den Eiszeiten. Vor 17.000 Jahren noch ein Eisrandstausee, bildeten sich auf den Grundmoränen nach dem Rückzug von Eis und Wasser Restseen. Diese verlandeten im Laufe der Jahrtausende. Niedermoorgesellschaften besiedelten die stark vernässten Flächen. Hohe Niederschlagsraten aufgrund der Stau- und Steigungsregen im Gebiet begünstigten die Entwicklung der Hochmoore. Im Atlantikum, vor rund 6.000 Jahren, beschleunigte ein feuchtes, niederschlagsreiches Klima das Moorwachstum. Salgenreute bietet ein Zeitfenster zur Landschaftsentwicklung in den vergangenen 10.000 Jahren – von der Entwicklung der Pfeifengraswiesen über die Ausbildung der torfmoos- und sonnentaureichen Hochmoorweiten bis hin zur Entstehung größerer Bestände der Moorbirke (Betula pubescens). Sichtbare Spuren großflächiger Torfstiche sind bis heute erhalten.

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Moorraum  - Torfmoos
Eine intakte Torfmoospflanze lebt teilweise und teilweise ist sie tot. Ihr oberer Teil lebt, Wachstum findet nur am Pflanzenköpfchen statt. Der untere Teil der Pflanze ist wegen Lichtmangel abgestorben und im Moorwasser konserviert. Durchschnittlich wächst das Torfmoos 15 cm pro Sommer. Im Winter drückt das Gewicht der Schneedecke die wassergetränkten Pflanzenteile zusammen. So reduziert sich das Wachstum auf schließlich nur mehr ca. 1 mm pro Jahr. Torfmoose haben weder Wurzeln, noch ein echtes Gefäßsystem zum Transport von Säften. Die Ernährung des lebenden Teils ist unabhängig vom abgestorbenen unteren Abschnitt der Pflanze. Die Zellwände von Torfmoos binden große Mengen an Nährstoffen, mehr als die Pflanze selbst zum Überleben braucht. Der Nährstoffgehalt des umgebenden Wassers liegt nur wenig über dem von destilliertem Wasser. Die Zellwände der Torfmoose wirken als Ionentauscher. Sie nehmen rasch Kationen auf – zum Beispiel Kalzium und Magnesium aus dem Regenwasser. Im Austausch setzen sie dazu Wasserstoffionen frei. Da Torfmoose das Wasser ansäuern, ist Moorwasser in Hochmooren fast so sauer wie unverdünnter Essig. Torfmoose schaffen und erhalten auf diese Weise ein nährstoffarmes, saures Milieu. Dies fördert ihr eigenes Wachstum. Für andere Pflanzen – mit Ausnahme weniger Arten – wird der Standort dadurch lebensfeindlich.

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Wüstegraben

Gegensätzliche geologische Aufschlüsse mit weicheren und härteren Gesteinsarten bilden die interessante Kulisse im Wüstegraben. Die anstehenden mergeligen und tonigen Schichten bilden glatte und steile Hänge aus. Diese sind von kleinen Rinnsalen durchzogen. Vereinzelt finden sich nahe am Weg Ansätze von Kalksinterbildungen: abgestorbene Blätter oder Zweige sind mit einer dünnen Kalkkruste überzogen. Feuchteliebende Schattenarten prägen die krautige Vegetation über den Mergelschichten. Waldbingelkraut (Mercurialis perennis), Waldmeister (Galium odoratum) und die Große Schlüsselblume (Primula elatior) sind Arten der Krautschicht auf sickerfrischen und nährstoffreichen Standorten. An den Hängen mit härterem Sandstein sprengt der Frost grobe Geröllstücke aus dem Gesteinsverband. Diese bilden unwegsame Halden am Grabenfuß. Hinsichtlich ihrer Entstehung gleichen die Sandsteine der Nagelfluh. Im Gegensatz zur Nagelfluh ist ihre Oberfläche wegen der kleineren Korngrößen jedoch viel feiner. Moose, Farne und störungstolerante Baumarten wie beispielsweise der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) prägen die Vegetation in den luftfeuchten Bereichen des Grabens. Waldmeister

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Engisholz
Engisholz ist ein Kleinod unter den vielen Mooren in Krumbach. Torfmoos ( Sphagnum spec.), Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia),Rundblatt-Sonnentau (Drosera rotundifolia), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Weiße Schnabelbinse (Rhynchospora alba), Moor-Birke (Betula pubescens), Kriechweide (Salix repens) und Ohr-Weide (Salix aurita) sind nur einige der seltenen und geschützten Arten, die hier ungestört wachsen. Die Pflanzen der Hochmoore sind wahre Überlebenskünstler und hochspezialisiert. Auf nährstoffarmen und sauren Standorten mit einem pH-Wert zwischen 3,7 und 4,8 erschließen sie sich je nach Art verschiedene Stickstoffquellen. Sonnentaupflänzchen fangen sich kleine Insekten wie beispielsweise Mücken oder Fliegen. Dazu sind ihre Blätter mit rund 200 haarfeinen Tentakeln besetzt. Diese scheiden ein klebriges, zuckerhaltiges Sekret ab, dessen Schimmer Insekten anzieht. Das Insekt bleibt haften, die benachbarten Tentakel neigen sich in der Folge in die Richtung des Fangs und verstärken so die Haftung. Die gefangenen Tiere finden bald Erschöpfung oder ersticken am zähen Sekret. Die Tentakel sondern Enzyme ab, welche die Beute langsam zersetzen und die darin enthaltenen Nährstoffe lösen. Gelegentlich fängt der Sonnentau mittels mehrerer Blätter auch größere Insekten wie Schmetterlinge oder Libellen.

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Glatzegg

Die Nutzung der Moore spielte in den vergangenen 500 Jahren eine große Rolle im landwirtschaftlichen Alltag von Krumbach. Das Pfeifengras (Molinia caerulea) als prägende Kennart der Pfeifengras-Streuwiesen eignet sich hervorragend zur Gewinnung von Einstreu. Da seine Halme nur an der Basis zwiebelartig verdickte Knoten aufweisen, kann es dort rechtzeitig vor dem Mähtermin im Herbst seine Nährstoffe speichern. Nach der Umstellung vom Ackerbau auf Viehzucht und Milchwirtschaft im 18. Jahrhundert wurde Streue auch im Vorderen Bregenzerwald rar. Pfeifengraswiesen, Laub und selbst Torf aus den Hochmooren wurden noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Einstreumaterial verwendet. Zeitzeugen aus Krumbach berichten, dass der Torfabbau vor allem im Frühjahr und Herbst praktiziert wurde. Nach der Trocknung des Torfes auf Holzgestellen wurde er zweimal hintereinander mit alten Dreschmaschinen gemahlen. Man erzählt sich, dass Kühe auf Torfstreu am ruhigsten waren. Auch auf die Qualität des Dungs wirkte sich Torf positiv aus. Mitunter warf man saugfähigen Torf direkt in die Güllegrube. Um 1960 wurden in Krumbach die letzten Torfstiche für die Streu- und auch Brenntorfnutzung aufgegeben. Die extensive Nutzung der Niedermoore als Streue wiederum konnte bis heute wertvolle Niedermoorbiotope vor der Verbuschung mit Gehölzen schützen.

Engisholz Moorsitz 10
Nagelfluhterrasse
Entlang dieser Hangkante oberhalb des Moores Engisholz sind immer wieder Aufschlüsse von Nagelfluh zu beobachten. Es sind dies Zeitfenster in die Erdgeschichte der Region. Geringmächtige Schüttungen von Flusssedimenten im Tertiär (Oligozän = vor 30 Millionen Jahren) kommen hier infolge tektonischer Prägungen sowie glazialer und subglazialer Prozesse leicht ablesbar zu Tage. Die urzeitlichen Schotter treten als schmale Nagelfluhlinsen zwischen den umgebenden, stärker erodierten tonigen und mergeligen Schichten hervor. Der Blick in Richtung Engisholz erinnert an die charakteristisch kleinflächige, doch vielfältige Ausprägung der Moore in Krumbach. Das Zentrum der Hochmoorweite von Engisholz ist nahezu baumfrei. Nur wenige Spezialisten überleben auf den sauren und nährstoffarmen Standorten im Hochmoor. Die Gehölze und Zwergsträucher im Moor profitieren von ihrer Symbiose mit den Mykorrhizapilzen. Solche Pilze verfügen über ein im Vergleich zur Pflanze erheblich größeres Vermögen, Nähr- und Mineralstoffe aus dem Boden zu lösen. Moor-Birke (Betula pubescens), Kriechweide (Salix repens), Ohr-Weide (Salix aurita), Besenheide (Calluna vulgaris), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) und Rosmarinheide (Andromeda polifolia) verdanken ihre Existenz im Moor allesamt dem hauchdünnen Mykorrhiza- Pilzgeflecht. Dieses bildet eine feine Umhüllung an den Gehölzwurzeln. Rain

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Hangrutsch Doren – Dorener Gschlief
Gleitschollen begrenzen den Lauf der Weissach. Während der Eiszeiten waren die Ufer aufgrund der Verfüllung mit Schotter, Eis und Moränen stabilisiert. Die Gleitschollenan der Südseite der Weissach wurden im Postglazial durch tiefer liegende, wandernde Schichtblöcke wieder stärker aktiv. Lokale Rutschungen im Weissachtal sind generell natürliche Erscheinungen, seit das Widerlager der Gletscher und deren Fracht abgetragen sind. Ursache für Erdrutsche dieser Art ist die Aufnahme großer Wassermengen in den Erdboden am Hang. Diese Infiltration von Wasser entlang von Geländerippen mit härteren Gesteinsschichten und deren Abgleiten in tiefer liegende Schichten verursacht wandernde Gleitschollen. Wegen zu geringer innerer Haftreibung folgt schließlich ein Verlust der Stabilität entlang von Gleitfugen, ein Erdrutsch entsteht.

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Roßbad

„… allwo es mit zwei schönen Adern aus einem lettigen Grund hervor gillet, aus welchen Ursachen es allzeit trüb, und niemals hell laufet. Dess Sommers ist dieses Wasser sehr kalt, des Winters gefriert es niemalen, muß zum Baad Gebrauch wie mehr andere kaltfliessende Bäder gewärmt werden, in dem Trinken findet man keinen sonderlichen Geschmack, zum waschen aber kann man es nit gebrauchen, weil es alle weisse Leinwand mit einer grauen Farb tingiert“ so beschreibt der ehemalige Stadtarzt von Bregenz, ,Dr. Ludwig Leopold Helmling um 1705 das Wasserder Roßbadquelleund bezieht sich dabei auf eine noch ältere Quelle von 1699 in derbereits Niclas Schüssler von den frühen Geschehnissen um das Roßbad berichtet. Zuden Ursprüngen vom Roßbad gibt es bis heute eine besondere Geschichte zu erzählen.Holzfäller sollen mit ihren Pferden bei der Holzbringung im Wald auf die Heilkraftdes Wassers aufmerksam geworden sein. Ein Roß verletzte sich schwer, trotteteaber glücklicherweise noch zu einem der Wassertümpel und badete darin. Für alle Augenzeugen fast unglaublich, erholte sich das Roß in der Folge rasch und konnte dementsprechend auch bald wieder zu Arbeiten herangezogen werden. Von da an fand das Wasser rege Verwendung und Zuspruch, selbst bei den Menschen. Bereits 1677 wurde eine Badeordnung mit 12 Punkten erlassen. Wenige Jahre später, um 1698 konnten auch erste Unterkünfte für die Badegäste eingerichtet werden.

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Moorentwässerung
Auf den wasserundurchlässigen Sedimenten der Moränen um das Roßbad setzte nach Ende der letzten Eiszeit großflächiges Moorwachstum ein. Ein Großteil der Flächen wurde vor 1960 noch trocken gelegt. Die nunmehr als Fettwiesen kultivierten Flächen waren ursprünglich vernässte Moore. Vor der Kultivierung wurde hier auch Torf abgebaut. Die Torfstiche waren in der Landschaft von weitem erkennbar. Zur anschließenden intensiveren Nutzung wurden sie wieder mit Erdmaterial aufgefüllt und sind heute nur noch schwer ablesbar. Der Verlust von Moorflächen hat negative Auswirkungen auf Klima und Wasserhaushalt der Landschaft. Entwässerung und Trockenlegung von Mooren haben einen rasanten Abbau der Nährstoffe zur Folge. Atmosphäre und Grundwasser werden über kurze Zeit erheblich belastet. Zu den bemerkenswertesten und aktuellsten Eigenschaften von intakten Mooren zählt, dass in ihnen ständig Kohlendioxid gebunden wird. Die Moorpflanzen entziehen der Luft CO2 und verwenden es zum Aufbau ihres eigenen Organismus. Lebende Moore sind Stoffsenken, sie binden CO2 auf unbegrenzte Zeit und tragen damit zum Klimaschutz bei. Dank der hohen Wasserspeicherfähigkeit spielen die Hochmoore zudem eine große Rolle im Wasserhaushalt der Landschaft. Mit bis zu 80 % Wasseranteil sind Moore lebendige Schwämme zur Verzögerung des Wasserabflusses im Falle von Starkregenfällen. Sie tragen so zum natürlichen Hochwasserschutz bei.

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Moormosaik
Der Moorsitz am Tobel lenkt den Blick auf ein weiteres Moorbiotop. Er ist gleichzeitig ein Fenster zur Entwicklung von Streuewiesen bei Nutzungsauflassung bzw. Nutzungsextensivierung. Die nicht mehr genutzte Teilfläche ist bereits von der Moorbirke (Betula pubescens) besiedelt. Verbliebene Grasarten wie die Fadensegge (Carex lasiocarpa) und das Hundsstraußgras (Agrostis canina) prägen den reizvollen Landschaftsausschnitt – insbesondere in der zweiten Hälfte des Sommers, vor der Mahd im Herbst. Selbst solche kleinen Restbiotope erfüllen wichtige Funktionen zum Erhalt der Vielfalt in der Landschaft. Die bessere Nährstoffversorgung in den Niedermooren ermöglicht eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Speziell angepasste Schmetterlingsarten und selten gewordene Vogelarten finden hier optimale Lebensräume. In Hochmooren kommen nur wenige, dafür umso seltenere Pflanzenarten vor. Mit Temperaturunterschieden von bis zu 40° Celsius zwischen Tag und Nacht fordern die Hochmoore eine hohe Anpassungsfähigkeit. Die wahre Vielfalt liegt hier im Mikrokosmos, in der Welt der Algen und verwandter Einzeller. Zieralgen, Blaualgen, Urtierchen und Schleimpilze bevölkern die Tümpel und Schlenken der Hochmoore. Moore in ihrer jahres- und tageszeitlichen Dynamik bieten Rückzug und Ruhe auch für Menschen. Auf einem Moorsitz oder im Moorraum die Natur und Landschaft wieder spüren, sich erinnern und mehr erfahren, das wird zum Ausgleich und zur Faszination.